Verein Historisch

Aus der Festschrift zum 150jährigen Jubiläum 1998

Nach der Revolution von 1848 erlebten die Schützengesellschaften wieder einen Aufschwung. Zahlreiche vaterländische Vereine entstanden und viele Schützenvereine förderten das Sportschießen und schlossen sich im Jahre 1861 in Gotha zum Deutschen Schützenbund zusammen.

Sicher hat es auch in Kohlgrund schon vor 1848 Schützen gegeben, die wie in den Nachbarorten des "Roten Landes" für Schutz und Sicherheit der Einwohner sorgten. So rückte im Jahre 1703 ein Schützenaufgebot aus den Ämtern Eilhausen, Rhoden und Arolsen zu einem Gefecht bei Hörle gegen ein Dänisches Reiterregiment aus, konnte jedoch den Durchmarsch der Dänen und deren Plünderungen nicht verhindern.

Aber auch sogenannte Schnadegänge, bei denen die Grenzen zu den Nachbarorten abgegangen und festgehalten wurden, gehörten zu den Aufgaben der früheren Schützen, denn die Außenbezirke der Dörfer waren meist offene Hutungen und konnten leicht von Viehherden fremder Hirten unberechtigt abgeweidet werden.

Diese Aufgaben der Schützen wurden jedoch nach der Landvermessung ab 1845 überflüssig und so kam es, dass nach einer alten Liste aus dem Jahre 1848 42 Kohlgrunder den Entschluss fassten, einen Schützenverein zu gründen.

Im Hauptschild ist folgender Spruch eingraviert:

"In Kohlgrund geht's heut her ganz bunt-
im Jahr der Freiheit- vereinte uns die Einheit-
statt Schnadezug zu feiern mit Musik und Tanz—
heut‘ des ersten Schützenfestes Glanz
Den 8. Juni 1848"

Fast wäre das Schützenfest jedoch eine Eintagsfliege geblieben, denn das nächste Schützenschild stammt erst von 1883. Das Schützenfest wurde anfangs in unregelmäßigen Abständen gefeiert. Als Besonderheit besteht seit 1902 auch eine Kette für die Schützenkönigin.

Der 1. Weltkrieg, in dem auch viele Kohlgrunder Schützen ihr Leben lassen mussten, brachte erneut eine längere Unterbrechung in der Schützenfestfolge. Erst 1929 wurde wieder ein Fest gefeiert. Ein besonderer Anlass war dabei die Einweihung der für damalige Verhältnisse modernen Schützenhalle, die von den Kohlgrundern in Eigenleistung erstellt worden war.

Nach der Unterbrechung durch den 2. Weltkrieg wurde der Schützenverein von einigen traditionsbewussten Kohlgrundern wieder ins Leben gerufen. Hier sind wohl besonders Fritz Hütte, Wilhelm Willer und Friedrich Gröteke zu nennen. Die Schützenvereinsfahne war leider in den Kriegsjahren verloren gegangen und so wurde zunächst die Fahne des nicht wiedergegründeten Kohlgrunder Kriegervereins als Schützenfahne getragen.

Die Auswirkungen des 2. Weltkriegs

Bedingt durch den 2. Weltkrieg und die nachfolgende Beeinflussung durch die Besatzungsmächte, fanden in Kohlgrund zwischen 1940 und 1950 keine Schützenfeste statt. Viele Schützenbrüder hatten für Deutschland im 2. Weltkrieg ihr Leben lassen müssen. Andere hatten Verwundungen davongetragen, kehrten erst spät aus der Gefangenschaft zurück oder wurden als vermisst gemeldet. Auch der amtierende Schützenkönig von 1939, Wilhelm Isenberg, kehrte nicht zurück.

Der Neubeginn

In den 50er Jahren war an jedem 13. eines Monats Milchgeldauszahlung in der Gastwirtschaft Willer. Am 13. Februar 1951, es war Karnevalszeit, hatten sich dort vormittags einige Kohlgrunder eingefunden, um das Milchgeld in Empfang zu nehmen. Bei Fritz Hütte, Fritz Brümmer (Mühle), Christian Brümmer, Christian Heine, Wilhelm Willer, Heinrich Kaune, Friedrich Gröteke und Karl Schäfer (Tommes) wurde in gemütlicher Runde bei Weinbrand und Korn die Idee wach, wieder ein Schützenfest in Kohlgrund zu feiern. Man zechte ausgiebig bis in die Nachmittagsstunden und beratschlagte, wer Schützenoberst werden sollte. Schließlich waren sich alle einig, dass für dieses Amt Heinrich Brümmer der richtige Mann wäre. Mit dem Opel P4 von Fritz Hütte fuhr man anschließend zur Stellmacherei Brümmer, nicht ohne 1 Flasche Korn und 1 Flasche Klabautermann mitgenommen zu haben. In Brümmers Stellmacherei, am gemütlichen Sägemehlofen, stießen Richard Figge, Wilhelm Heine sowie Heinrich Brümmer senior und junior zu der lustigen Zechgruppe. Nachdem kräftig weiterdiskutiert worden war, war man sich schließlich einig, dass noch in 1951 ein Schützenfest gefeiert werden sollte. Am glühenden Sägemehlofen sollen sich, laut Überlieferung, bei den heißen Diskussionen zwei der Zecher Verbrennungen am Hintern zugezogen haben. Bei der kurzfristig  einberufenen Schützenversammlung am 17. Februar 1951 in der Gastwirtschaft Willer wurde beschlossen, das Schützenfest vom 9. — 11.Juni zu feiern. Wilhelm Habermann erklärte sich bereit, für den im Krieg vermissten Wilhelm Isenberg, die Königswürde zu übernehmen. Heinrich Brümmer wurde zum Schützenoberst, Wilhelm Pickhard und Karl Sänger zu Hauptleuten und Karl Schäfer (Tommes) zum Adjutanten gewählt. Jedes Vereinsmitglied wurde neu aufgenommen und zahlte eine Aufnahmegebühr von 3 DM, um dem Verein einen kleinen finanziellen Rückhalt zu geben.

Alte Bankguthaben des Schützenvereins bei der Spar- und Darlehnskasse Erlinghausen waren in den Jahren zuvor von der Besatzungsmacht wegen militärischer Gefahr beschlagnahmt worden. Die Schützenfestvorbereitungen waren gekennzeichnet von der großen Vorfreude auf das Fest. Das Herrichten der Halle war wie immer mit viel Arbeit verbunden. Zunächst mussten sämtliche in der Halle untergefahrenen Dreschmaschinen und sonstiges landwirtschaftliches Gerät woanders untergebracht werden. Das Unterstellen der Geräte in der Schützenhalle war in diesen Jahren noch möglich, da es an der Eingangsseite noch keinen Vorbau gab, und die dort offene Schützenhalle nur durch hohe Holzlattentore verschlossen wurde. Diese wurden für das Schützenfest mit reichlich Tannen- und Buchengrün geschmückt. Der erdene, gestampfte Boden, mit Hühnermist und Kratzlöchern bedeckt, wurde gesäubert, geebnet und mit viel Sägemehl eingestreut, Bänke und Tische aufgestellt und die Tanzfläche mit einem Dielenboden ausgelegt. Die primitiven sanitären Anlagen wurden, für Frauen und Männer getrennt, aus Holz und Tannengrün am Rande des Festplatzes errichtet. Die Theke wurde an der hinteren Längsseite der Schützenhalle aufgebaut. Die Musikbühne befand sich ebenfalls in diesem Bereich, jedoch in luftiger Höhe und war nur über eine ca. 3m hohe Stiege zu erreichen. Nachdem in den Wochen der Festvorbereitung viel Gemeinschaftsgeist bewiesen worden war, erreichte das erste Schützenfest nach dem Kriege seinen Höhepunkt mit dem großen Sonntagsfestzug, in dessen Mittelpunkt das Königspaar Wilhelm Habermann und Ehefrau Mathilde standen. Beim Königsschießen am Montagmorgen wurde Helmut Heine neuer Schützenkönig und wählte sich Luise Willer zur Königin.

Das Schützenfest selbst wurde mit viel Begeisterung und Optimismus für die Zukunft gefeiert. Für die Schankwirtschaft hatte man mit Festwirt Wilhelm Erlemann einen Preis von 350 DM ausgehandelt. Für den Süßwarenstand zahlte Kaufmann Christian Brücher ein Standgeld in Höhe von 40 DM. Die Abrechnung des Festes ergab einen Überschuss von 230,17 DM bei Gesamteinnahmen von 1463,80 DM. Der Überschussbetrag wurde für den Bau des Gefallenenehrenmales zur Verfügung gestellt.

Die Vorbereitungen der Schützenfeste in der beschriebenen Form wurden bis zum Jahre 1966 durchgeführt. Die Schützenhalle wurde vom Verein danach mit einem Kostenaufwand von ca. 50.000 DM umgebaut. Sie erhielt einen Betonfußboden, geflieste sanitiäre Anlagen, einen festen Thekenbereich mit Küche und eine neue Musikerbühne durch Anbauten an der Südost- und Nordostseite. Zum Schützenfest 1969 waren die Umbaumaßnahmen durch Eigenleistung der Kohlgrunder beendet. Seitdem wird die Schützenhalle als geschlossenes Gebäude genutzt.